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Thema des Monats: Reflux und stiller Reflux

In unserem heutigen Newsletter widmen wir uns dem Thema Reflux und stiller Reflux. Also Symptome bzw. gesundheitliche Probleme, welche durch den Rückfluss von Salzsäure aus dem Magen zu Problemen führen. Ein zunehmendes Problem. In etwas jeder 5.te in Deutschland ist betroffen !!!!

Wie äußert sich ein Reflux und Stiller Reflux?

Reflux bzw. stiller Reflux kann sich durch unterschiedliche Symptome äußern. Beim klassischen Reflux treten Sodbrennen, vorallem nachts und im Liegen, Schmerzen hinter dem Brustbein und hin und wieder auch Schluckbeschwerden auf. Beim stillen Reflux fehlen diese Symptome. Beim stillen Reflux kommt es am häufigsten zu chronischen Husten (Reizhusten), zu Heiserkeit, wiederkehrenden Halsschmerzen, einem Kloßgefühl im Hals und mitunter einem Räusperzwang. Es kann zu Reizungen der Atemwege kommen. Dies kann sich unter anderem durch ein neu aufgetretenes Asthma bzw. ein sich verschlechterndes Asthma und Atemprobleme äußern. Betroffene beklagen häufig auch einen sauren Geschmack im Mund, vorallem nach dem Aufstehen.

Wie entsteht die Reflux?

Die Erkrankung entsteht durch eine Störung im Verschlussmechanismus des unteren Schließmuskels (unterer Ösophagussphinkter) der Speiseröhre, welcher ringförmig zwischen Speiseröhre und Magen liegt. Dieser öffnet sich in der Regel nur im Rahmen der Nahrungsaufnahme, damit der Speisebrei von der Speiseröhre in den Magen gelangen kann.

Im Magen herrscht eine saurer ph-Wert, um die Nahrung einerseits weiter aufzuspalten und andererseits auch schädliche Mikroorganismen abzutöten. Bei der sog. Refluxkrankheit, welche ca. jeden 5. Menschen in Deutschland betrifft, dichtet der untere Speiseröhrenschließmuskel die Barriere zwischen Magen und Speiseröhre nicht mehr richtet ab und es gelangt Säure vom Magen in die Speiseröhre, auch unabhängig von der Nahrungsaufnahme, gehäuft im Liegen, dadurch vorallem nachts.

Durch den Rückfluss kommt es u.a. zu einer Entzündung in den betroffenen Bereichen (Refluxösophagitits) und mitunter auch zu Schmerzen. Langjähriger Säurerückfluss kann auch zu einem Umbau der Schleimhaut im Bereich des unteren Drittels der Speiseröhre führen. Man bezeichnet dies dann als Barrett Mukosa, welche 3-5 Prozent der Patienten mit einer Refluxerkrankungen entwickeln.  In seltenen Fällen entsteht aus einer Barrett Mukosa ein Barrett Karzinom.  Das Risiko der Progression des Barrett-Ösophagus zum Karzinom liegt zwischen 0,10 % und 0,15 % pro Jahr. Das Barrett-Karzinom gehört in der westlichen Welt zu den Tumorerkrankungen mit den höchsten Steigerungsraten.

Wenn die Säure bis in den Rachen bzw. Kehlkopfbereich gelangt verursacht Sie dort die entsprechenden Symptome.

Unabhängig davon, ob man Reflux spürt oder nicht, ist zu sagen, wenn dieser vorhanden ist kann er über Jahre seine Gesundheits-assoziierten negativen Folgen verursachen und eine saubere Abklärung sollte erfolgen.

Wie wird eine Refluxkrankheit bzw. stiller Reflux diagnostiziert?

Zuerst sollte eine ausführliche Anamnese und eine körperliche Untersuchung durchgeführt werden.

Eine ausführliche Abklärung sollte erfolgen: Dies beinhaltet eine endoskopische Abklärung mittels einer Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD). Hier sollten dann regelhaft Proben zur histolog. Untersuchung aus auffälligen Arealen entnommen werden und standardmäßig aus dem Magen zum Ausschluss einer Magenschleimhautentzündung sowie aus dem unteren Teil der Speiseröhre Desweiteren sollte im Rahmen der Magenspiegelung gezielt der Rachen, der Kehlkopf inklusive der Stimmbänder (Frage nach: Stimmbandgranulomen, Knoten, Laryngitis posterior) und die Speiseröhre untersucht werden.

Bei einem stillen Reflux sieht man gehäuft Rötungen und Schwellungen der Schleimhaut im Bereich der betroffenen Areale, welche histolog. einer Entzündung entsprechen und durch die Säure ausgelöst werden.

Weitere Untersuchungen zur Abklärung sind eine 24 Stunden ph-Metrie, welche in gastroenterolog. Abteilungen durchgeführt wird, um zu messen, ob Säure vom Magen in die Speiseröhre übertritt. Für die Langzeitmessung des pH-Werts der Speiseröhre und des Magens wird eine mit einem Aufzeichnungsgerät versehene Sonde über Nase und Speiseröhre bis in den Magen vorgeschoben. Die Messung erfolgt über 24 Stunden. Der Patient führt über diesen Zeitraum Tagebuch über seine Mahlzeiten und Aktivitäten.

Um eine Säurerückfluss bis in den Rachenraum zu detektieren (bei einem Verdacht auf einen stillen Reflux), gibt es auch die Möglichkeit einer 24h ph-Metrie, bei welcher die Sonde in den Bereich des Rachens gelegt wird und dort fixiert wird z.B. mittels eines Klebestreifens. Dies wird durch HNO-Ärzte durchgeführt. Ein HNO-ärztliche Untersuchungen sollte bei Symptomen im Hals bzw. Rachenbereich grundsätzlich auch immer konsiliarisch durchgeführt werden. 

Im Rahmen einer ph-Metrie wird dann der sog. DeMeester Score erhoben (≥ 14,72 ist pathologisch.), damit kann die Säureexpositionszeit quantifiziert werden.

Sollte initial nur die ph-Metrie im Rachen durchgeführt worden sein und sich ein Reflux bestätigen, muss danach auch eine Magenspiegelung erfolgen zum Ausschluss eines Barrett Ösophagus, einer Magenschleimhautentzündung (z.B. durch Helicobacter pylori), von Magengeschwüren (Ulzera) und anderer Differentialdiagnosen. Ggf. ist auch eine Druckmessung des unteren Ösophagus (Ösophagusmanometrie) und weitere Untersuchungen indiziert, dies muss dann in jedem Fall individuell entschieden werden.

Wie lässt sich ein Reflux bzw. Stiller Reflux komplementärmedizinisch behandeln?

Eine Therapie ohne ordentliche vorherige Abklärung ist aufgrund der o.g. Ursachen sicherlich nicht empfehlenswert. Man kann hömoöpathisch therapieren. Eine hömoöpathische Therapie erfordert immer eine Berücksichtigung des Menschen in seiner Gesamtheit und seiner Konstitution und daher ist eine generelle Empfehlung sicherlich hier nur eingeschränkt möglich. 

Homöopathische Mittel, die zur Akutbehandlung eingesetzt werden sind, u. a. Acidum sulfuricum, Capsicum und Robinia pseudacacia in niederen Potenzen oder als individuelle Konstitutionstherapie.

Desweiteren werden häufig Schüssler Salze empfohlen, bei Sodbrennen das Schüßler-Salz Nummer 9 (Natrium phosphoricum). Es ist auch als „Salz des Stoffwechsels“ bekannt und es wirkt ausgleichend auf den Säure-Basen-Haushalt des Körpers und kann einen übersäuerten Magen beruhigen.

Ebenso kann ein Therapieversuch mit Heilerde oder Trinkmoor positive Effekte bringen. Bei Schleimhautverletzung kann man mit GSE Repair Acid einen Therapieversuch starten. Es enthält eine hohe Konzentration an Polysacchariden und Schleimbildnern, welche eine Schutzschicht für die Magenschleimhaut bilden, der diese vor dem Kontakt mit dem sauren Magensaft schützen soll. 

Desweiteren ist Caricol Gastro ein sehr interessantes Präparat. Das enthaltene Papayapüree soll gegen Übelkeit, Verstopfung, Durchfall und Magenschmerzen helfen. Ihre Wirkung wurde in kleineren wissenschaftlichen Studien überprüft. Bei einem Selbsttest konnte ich bei der Verwendung des Präparat positive Effekte feststellen.

Was empfehlen Sie Patienten zusätzlich, welche an einen Refluxkrankheit leiden:

Ich empfehle primär immer eine gründliche schulmedizinische Abklärung, um keine relevanten und ggf. gefährlichen Befunde zu übersehen.

Beim Vorliegen von Geschwüren (Ulzera) im Bereich des Magens, des Zwölffingerdarm und/oder der Speiseröhre sowie bei einer starken Entzündung im Bereich des Übergangs der Speiseröhre in den Magen (sog. Refluxösophagitis) ist die anfängliche schulmedizinische Blockade der Salzsäuresekretion mittels Protonenpumpenhemmern notwendig. Andernfalls kann keine Abheilung gewährleistet werden. Bei Geschwüren besteht in ausgeprägten Fällen auch die Gefahr des Wanddurchbruchs (Perforation), sodass man hier vorsichtig sein muss, da mitunter ansonsten lebensgefährliche Komplikationen drohen.

Beim Vorliegen von Helicobacter pylori muss dieser behandelt werden, schulmedizisch und/oder naturheilkundlich, der Therapieerfolg muss kontrolliert werden (mittels einer der folgenden Untersuchungen: 13-C Atemtest, H.p. Antigen im Stuhl oder endoskopisch). Schulmedizinisch wird mittels Antibiotika behandelt, naturheilkundlich kann man mit verschiedenen Naturopathika einen Therapieversuch unternehmen. Dies gehört in die Hände eines Arztes, welcher hier eine entsprechende Expertise hat.

Generell ist zu Protonenpumpenhemmer zu sagen, dass diese langsam ausgeschlichen werden müssen (Stichwort: Hypergastrinämie). Hier wird oft der Fehler gemacht, diese abrupt abzusetzen, dies führt häufig zu starken Problemen (sog. Rebound Phänomen: hohe Gastrinspiegel treffen ungebremst auf die nichtblockierten Belegzellen).

Desweiteren sollten Ernährungs- und Lebensgewohnheiten mittherapiert werden (kein Alkohol und Nikotin, Verminderung von scharfen Speisen und Reduktion des Kaffeekonsum, um einige zu nennen). Auch sollte eine Stressreduktion empfohlen werden, da der Magen eng mit dem Gehirn über den 10. Hirnnerv (Nervus vagus) in Verbindung steht, und somit Stress bekannterweise auch auf den Magen schlagen kann.

Desweiteren sollte bei Übergewicht eine Gewichtsreduktion erfolgen und bei stärken Blähungen bzw. Gasansammlungen weitere Untersuchungen erfolgen, um die Ursache dieser abzuklären. Starke Gasansammlungen im Dünn- und Dickdarm sowie erhöhtes Körpergewicht steigern den intraabdominellen Druck und begünstigen dadurch den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre.

Hier empfiehlt sich vorallem die Darmflora mitsamt funktioneller Parameter der Darmgesundheit (Leaky Gut, Entzündung, Nahrunsmittelallergie, Verdauungsleistung, Parasiten u.a.) zu untersuchen und Atemteste (SIBO, IMO, Lactose, Fruktose etc.) durchzuführen. Gerade ein SIBO, die sogenannte bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms, führt zu einer starken Gasproduktion mit Luftansammlungen und kann einen Reflux veschlimmern, indem der intraabdominelle Druck ansteigt.

Zuguterletzt empfiehlt sich auch ein Blick auf den Histaminstoffwechsel.  Die Salzsäureabgabe im Magen ist nämlich Histamin-abhängig. Histamin regt die Belegzellen im Magen zur Salzsäureabgabe an. Erkrankungen der Mastzellen (z.B. die Mastzellaktivierungserkrankungen), welche Histamin und 200-1000 weitere Mediatoren (Botenstoffe) abgeben, können zu einer vermehrten Salzsäureabgabe der Belegzellen führen und die Beschwerden mitunter auslösen. Dies beobachte ich zuletzt verstärkt in meiner Praxis und wird leider im klassisch schulmedizinischen Bereich aktuell nach meiner Einschätzung zu wenig bzw. gar nicht beachtet. Auch unterscheidet sich die Therapie hier deutlich, vorallem therapiert man hier primär mit sogenannten H-2 Rezeptorblockern.

Welche konventionellen Behandlungsmethoden gibt es?

Konventionell werden Protonenpumpenhemmer gegeben und/oder H-2 Rezeptorblocker (Antihistaminika). Die Therapie mit Protonenpumpenhemmern sollte nicht zu lange durchgeführt werden und langsam reduziert werden, um ein sogenanntes Rebound Phänomen zu vermeiden. Ebenso sollte bei langer Therapie eine Überprüfung des Vitamin B-12, Vitamin D-3 und Speichereisenwertes (Ferritin) erfolgen, da die langfristige Einnahme zu Mangelzuständen an verschiedenen Vitaminen und Spurenelementen führen kann.

Bei Hinweisen auf eine Histamin-assoziierte gesteigerte Säureabgabe im Magen sollten H-2 Blocker verwendet werden z.B. Ranitidin oder Famotidin (ich bevorzuge Famotidin, in Deutschland aktuell schwer erhältlich).

Ebenso können Antazida eingesetzt werden. Diese neutralisieren die Magensäure. Bei Zeichen von Magenentleerungsstörungen können probatorisch auch Prokinetika versucht werden. Diese fördern die Entleerung des Mageninhalts.

Der nächste Newsletter folgt Anfang April. Ich wünsche Ihnen einen Wissenszugewinn durch das Lesen des Newsletters und viel Erfolg bei Ihrer individuellen Reise zum Erhalt bzw. der Verbesserung Ihrer Gesundheit und verbleibe mit besten Grüßen,

Ihr,

Dr. Stefan Rohrer