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Thema des Monats: Störung der Mastzellenfunktion

Im heutigen Newsletter möchte ich Ihnen die Mastzellen näher vorstellen. Im Bereich der medizinischen Literatur zeigt sich immer mehr die eminent wichtige Rolle der Mastzellen für das Immunsystem und in der Praxis zeigen sich auch immer mehr Krankheiten bzw. Symptome, welche mit einer Störung der Mastzellenfunktion assoziiert sind. Daher habe ich mich dazu entschieden, dies heute zum Thema des Newsletters zu machen.

Key Message für Kurzleser: Mastzellen sind das Bindeglied zwischen angeborener und erworbener Immunität und ohne Mastzellen würden wir vermutlich innerhalb von kurzer Zeit an Infektionen versterben. Eine Überfunktion der Mastzellen kann aber auch zu massiven Gesundheitsproblemen führen, sodass die Balance für das Wohlbefinden unabkömmlich ist.

Mastzelle

Die Mastzelle:

Mastzellen sind eine Art von weißen Blutkörperchen, die eine entscheidende Rolle im Immunsystem des Körpers spielen. Es gibt zwei verschiedene Arten von Mastzellen, es gibt die Mastzellen vom Bindegewebestyp und die Mastzellen vom Schleimhauttyp. Sie entwickeln sich beide aus einer myeloischen Vorläuferzelle, welche aus dem Knochenmark stammt, dann im Blut zirkuliert und dann ins Zielgewebe auswandert. Die Reifung der Mastzelle vom Schleimhauttyp erfolgt T-Helferzell-abhängig, stimuliert durch das Th2-Zytokin Interleukin 4. Die Reifung der Mastzellen vom Bindegewebestyp erfolgt T-Helferzell- unabhängig.

Mastzellen befinden sich vor allem im Bereich der Eintrittspforten des Körpers, hier vor allem im Bereich der Schleimhäute der Atemwege und des Magen-Darm-Traktes, desweiteren befinden sich Mastzellen vor allem im Bereich der Haut, in der Nähe von Blutgefäßen und in der Nähe von Nerven.

Mastzellen sind dafür bekannt, dass sie als Reaktion auf bestimmte Reize wie Allergene, Krankheitserreger, Umwelttoxine und körperliche Verletzungen Histamin und andere Entzündungsmediatoren (Botenstoffe) freisetzen. Mastzellen enthalten geschätzt 200-1000 solcher Botenstoffe (Histamin, TNF-alpha etc.)  und können dadurch eine breite Reaktion im Körper im Bereich unterschiedlicher Organe auslösen. Er ist noch viel Forschungsarbeit zu leisten. Es gibt unterschiedliche Zusammensetzungen der Inhaltsstoffe der Mastzellen (der sogenannten Granula), so unterscheidet sich der Inhalt der Mastzelle vom Bindegewebestyp von dem Inhalt der Mastzelle vom Schleimhauttyp. 

Die Mastzellen werden auch als Dirigenten des Immunsystems bezeichnet, anbei ein Zitat von Professor Dr. Markus Maurer, dass noch mal die Wichtigkeit der Mastzellen für das Immunsystem und für die Abwehr von Krankheitserregern hervorhebt:

„Wenn wir ein hypothetisches Medikament hätten, das die Mastzellen komplett lahmlegt, dann würden wir wahrscheinlich umfallen wie die Fliegen, sobald wir Bakterien nur von ferne sehen.“

Prof. Dr. Marcus Maurer
Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie 
Charité – Universitätsmedizin Berlin

Wichtig für die Gesundheit eines jeden Menschen ist, dass die Mastzellen im Gleichgewicht sind. Sie sollen funktionieren, um mit den anderen Zellen des Immunsystems den Körper ausreichend zu beschützen. Auf der anderen Seite führt eine (dauerhafte) Überaktivierung der Mastzellen zu mitunter sehr starken Problemen, welche die Lebensqualität auch deutlich reduzieren. Diese Störungen werden als systemische Mastzellaktivierungserkrankungen bezeichnet, hierzu zählt z.B. das sogenannte Mastzellenaktivierungssyndrom (MCAS). Weitere Informationen finden Sie hier: https://imstro.com/behandlungen/komplementaere-gastroenterologie/histaminintoleranz/ 

Wie ist meiner Erfahrung nach der aktuelle Stand der Dinge in der klassischen schulmedizinischen Versorgung in Bezug auf Mastzell-assoziierte Erkrankungen?

Darauf möchte ich nun kurz näher eingehen. In der „normalen“ Versorgung ist man als Patient, der mit Mastzell-assoziierten Beschwerden zu tun hat häufig (etwas) verloren. Hauptsächlich kümmern sich darum Zentren für seltene Erkrankungen bzw. Unikliniken. Hausärzte haben damit in der Regel keine Erfahrung und auch internistische Abteilungen denken nur sehr selten an dieser Problematik (ich habe selber lange in einer gearbeitet) , sodass die Patienten häufig einen sehr langen Weg hinter sich haben, bis eine entsprechende Diagnose gestellt wird. Die Patienten landen auch regelhaft beim Psychotherapeuten, da häufig bei Ihnen klassisch diagnostisch nichts gefunden wird und vielen Kollegen Mastzellassoziierte Erkrankungen absolut fremd sind.

Die meisten Kollegen denken, dass Mastzellen hauptsächlich mit allergischen und anaphylaktischen Reaktionen zu tun haben. Dem ist jedoch nicht so. Die Mastzellen agieren als Bindeglied zwischen der angeborenen und der erworbenen Immunität. Sie fungieren auch als eine Art Spione im Bindegewebe und können sogar die Kommunikation von mikrobiellen Erregern wie Bakterien abfangen, man nennt diese Kommunikation der Erreger über Moleküle „Quorum sensing“.

Somit zeigt sich nochmal, dass Mastzellen eminent wichtig für das Immunsystem sind, vor allem im Bezug auf die Abwehr von Erregern wie Parasiten, Pilze, Bakterien und auch Viren. 

Perspektive:

Daher wird auch intensiv daran geforscht, Mastzellen zu stimulieren durch Pharmaka (MCA´s = Mast Cell Activators), um damit die Abwehr vor Erregern zu verbessern. Dies wird vor allem vor dem Hintergrund der zunehmenden Antibiotikaresistenz interessant.

Auch werden MCA´s vermutlich in (naher) Zukunft zunehmend Impfstoffen zugesetzt, welche gezielt die Mastzellen stimulieren und daher die Immunantwort nach Impfstoffapplikation steigern sollen (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6448149/). Kritisch zu sehen ist jedoch, dass, wenn es zu einer Überstimulation der Mastzellen kommt, auch allergische und anaphylaktische Reaktionen auftreten können. Hier muss noch sehr viel geforscht werden und auch wirklich sauber das Sicherheitsprofil möglicher Impfstoff-Zusätze untersucht werden, sonst könnte dies zu massiven Problemen führen. Vor allem wenn eine allergische Vorgeschichte bzw. zahlreiche Unverträglichkeiten anamnestisch vorliegen, würde mich das persönlich zur Vorsicht mahnen. Folgen könnten weitere Zunahmen eines sogenannten Mastzellenaktivierungssyndrom sein, wir sehen in unserer Praxis bereits jetzt eine deutliche Zunahme.

Die Therapie von Mastzellenaktivierungssyndrom und Mastzell- assoziierten Beschwerden ist komplex und gehört auf alle Fälle in die Hände von Spezialisten. Eine entsprechende Diagnostik ist erforderlich und auch eine ausführliche klinische Anamnese und natürlich auch eine entsprechende Abklärung wichtiger Differenzialdiagnosen.

Wir hoffen Ihnen mit diesen Newsletter einen Wissenszuwachs beschert zu haben und bedanken uns für das Lesen. Sollten Sie weiteres Interesse im Bezug auf das Thema haben, lassen Sie es uns gerne wissen. Ich kam gerne im Rahmen weiterer Newsletter noch mal näher darauf eingehen.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr Stefan Rohrer


Weitere Artikel zum Thema:

Ernährung bei einer Histaminintoleranz, inkl. kostenloser Lebensmitteltabelle zum Download
Das Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS)