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Liebe Newsletterabonnenten und -innen,

In unserem heutigen Teil der Infektionsreihe möchte ich über Helicobacter pylori (H.p.) berichten. Helicobacter pylori zählt zur Helicobacter Familie (folgend Helicobacter spp. genannt). Er ist wohl der bekannteste Vertreter der Helicobacter spp.; Helicobacter pylori wurde 1983 das erstmals von Warren und Marshall aus einer Margenprobe isoliert. Es gibt jedoch noch weitere Vertreter wie zum Beispiel Helicobacter bilis oder Helicobacter hepaticus. Diese sind weitestgehend unbekannt. Es handelt sich bei der Familie der Helicobacter spp. um gramnegative Stäbchenbakterien. Diese können aufgrund der modernen Diagnostikmethoden mittlerweile in verschiedenen Organen, nicht nur im Magen, nachgewiesen werden und dies führte auch zu der Frage, ob sie auch an pathologischen (= krankhaften) Veränderungen in anderen Organen beteiligt sind.

Helicobacter pylori ist im Bereich des Magens einer der Haupterreger der sogenannten chronischen Gastritis. Dies bedeutet nichts anderes als eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut. Es folgen die wichtigsten klinischen Symptome einer chronischen Magenschleimhautentzündung:

  • Übelkeit
  • Magenschmerzen
  • Refluxbeschwerden
  • postprandiale Müdigkeit
  • Magengeschwüre
  • Zwölffingerdarmgeschwüre
  • Magenkrebs

Eine chronische Entzündung der Magenschleimhaut kann zu verschiedenen Komplikationen führen. Diese können auf Komplikationen im Magen-Darm Bereich (intestinal) und außerhalb des Magen-Darm Bereiches (extraintestianl) untergliedert werden.

Intestinal:

  • Magengeschwüre (Magenulkus): Diese können Schmerzen verursachen und natürlich auch zu chronischen Blutverlusten (Anämie, Eisenmangel) führen und im Ernstfall auch zur Perforation (Durchbruch durch die Magenwand, ein Notfall, der in der Regel operativ versorgt werden)
  • Atrophie der Magenschleimhaut: mit der Folge von Vitamin und Mineralstoffmangelzuständen z.B. eines Mangels an Intrinsic-Faktor, wodurch Vitamin B12 nicht mehr ausreichend aufgenommen werden kann. Dies kann die Entstehung einer bestimmten Form der Blutarmut (sogenannte perniziöse Anämie) zur Folge haben;
  • Autoimmungastritis: eine sogenannte Typ A-Gastritis kann in einigen Fällen durch H.p. ausgelöst werden
  • Magenkarzinom (der kausale Zusammenhang gilt wissenschaftlich als gesichert) sowie
  • MALT-Lymphome des Gastrointestinaltraktes: 50 % der MALT Lymphome sind im Magen lokalisiert. Diese sind in 43% der Fälle mit Helicobacter pylori assoziiert (https://www.orpha.net/consor/cgi-bin/OC_Exp.php?Lng=DE&Expert=52417 )

In Bezug auf das Tumorgeschehen scheint Helicobacter pylori über zwei Mechanismen zur Entstehung eines Magen Karzinoms beizutragen. Einerseits induziert er eine chronische Entzündung im Bereich der Magenschleimhaut und andererseits schädigt Helicobacter pylori direkt selbst die Epithelzellen der Magenschleimhaut und erhöht die Rate der Spontanmutationen im Bereich dieser. Hier sind vor allem zwei Virulenzfaktoren von herausragender Bedeutung: CagA und CagA Gene (https://www.kup.at/kup/pdf/9078.pdf). Auf diese werde ich später noch mal weiter eingehen. Diese spielen auch in der Diagnostik eine wichtige Rolle.

Extraintestinal:

Insgesamt scheint es einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Häufigkeit verschiedener Autoimmunerkrankungen und dem Vorliegen einer Helicobacter pylori Infektion zu geben. In den meisten Ursachen beruht dies auf einem sogenannten molekularen Mimikry (vereinfacht erklärt= Ähnlichkeit zwischen Oberflächenmerkmalen von Erregern und körpereigenen Strukturen, welche dann versehentlich von körpereigenen Antikörpern angegriffen werden) (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8866759/).
Dies scheint vor allem zwei Virulenzfaktoren geschuldet zu sein, welche Helicobacter pylori freisetzt: dem Zytotoxin assoziiertem Gene (CagA) und dem vaskularisierendem Zytotoxin (VacA). Vorallem eine Infektion mit einem CagA produzierendem Bakterienstamm scheint Autoimmunerkrankungen (mit)anzutriggern.

H.p. schein auch ein möglicher ursächlicher Faktor bei Erkrankungen der Harnblase und der Prostata (chronische Prostataentzündung und gut sowie bösartige Prostataneubildungen und auch Assoziationen zu einer chronischen Harnblasenentzündung und einem Harnblasenkarzinom) zu sein;( https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26889133/,https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18825618/); Dies muss weiter untersucht werden.
Bei der Entwicklung von Krebs ist ohne Zweifel immer eine chronische Entzündung, die vorher Jahre oder Jahrzehnte besteht, neben anderen Faktoren vorhanden. Man muss sich auch immer Gedanken machen durch welche Ursachen diese chronische Entzündung ausgelöst wird. Und hierbei sind natürlich neben verschiedenen Faktoren wie der Genetik, Umweltfaktoren (Giftstoffe, Ernährung, Lebensstil) natürlich auch chronische Erreger mit zu berücksichtigen. Und hier scheinen Erreger wie Helicobacter pylori, vorallem die CagA positiven Stämme, eine Entzündungskaskade in den betroffenen Geweben auszulösen und auch zu unterhalten.

Weitere Mitglieder der H.p. Familie:

Ebenso konnte vor allem Helicobacter bilis und Helicobacter hepatikus in Verbindung mit dem Auftreten von Neubildungen des Gallengangssystems, gutartig und bösartig, gebracht werden (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9285378/pdf/HEL-27-0.pdf).
Hier ist sicher noch viel Forschung zu betreiben, jedoch sind Assoziationen vorhanden, welchen auf alle Fälle nachgegangen werden muss.

DIAGNOSTIK:
Die klassische schulmedizinische Diagnostik beläuft sich auf Endoskopien des Magens und einer dortigen Probenentnahme. Es werden jeweils zwei Proben aus dem Magenkorpus und aus dem Magenantrum entnommen. Diese werden dann auf Helicobacter pylori untersucht. Weitere Möglichkeiten sind der Nachweis des Helicobacter pylori Antigens aus dem Stuhl bzw. ein 13-C-Atemtest auf Helicobacter pylori.
Die Blutuntersuchung auf IgG und IgA Antikörper auf CagA und VacA wird nicht durchgeführt. Den meisten Kollegen ist diese Untersuchungsmethode absolut unbekannt oder wird fälschlicherweise als nicht indiziert abgetan.
Nach dem ausführlichen Studium der Literatur komme ich hier aber zu einem ganz anderen Schluss. Es ist absolut erforderlich, da es Patienten gibt, bei denen alle klassischen Untersuchungsmethoden negativ sind und dann nur alleine durch die Blutuntersuchung der Nachweis einer Infektion erbracht wird. Und es ist bekannt, dass genau die Stämme, die die Virulenzfaktoren produzieren, mit schwerwiegenderen Erkrankungen und einem höheren Risiko an Magenkrebs assoziiert sind.
Ebenso ist das Risiko einer Autoimmunerkrankung dadurch erhöht. Daher komme ich zu dem Schluss, dass dies absolut erforderlich ist. Die Untersuchung führt zum Beispiel das Labor Biovis, aber auch viele andere Labor, durch. Der Preis liegt für Selbstzahler bei ca. 46 € und bei Privatpatienten bei 53 €.

THERAPIE:
Es exisiteren naturheilkundliche Methoden und die Antibiotikatherapie. Bzgl. Letzerer setzten wir hier vorallem die sogenannte Quadrupeltherapie ein.
Der nächste Newsletter folgt Ende Februar. Ich wünsche Ihnen einen Wissenszugewinn durch das Lesen des Newsletters und viel Erfolg bei Ihrer individuellen Reise zum Erhalt bzw. der Verbesserung Ihrer Gesundheit und verbleibe mit besten Grüßen,

Ihr,

Dr. Stefan Rohrer


INFO:
Sie finden außerdem ein Interview von mir zum Thema Helicobacter pylori auf Vitasanum.com